Suizid und Exit

Dies betrifft ein Gebiet, welches die Grenze der Richtigkeit für das gesamte Familiensystem in Frage stellen kann. Daher möchte ich Euch hier ganz bewusst von meinen Erlebnissen, Erkenntnissen und persönlich erarbeiteten Erfahrungen berichten:

Leider muss ich nicht einmal mein Hirn anstrengen um in meinem Freundes- Familien- und Bekanntenkreis spontan 10 Personen aufzählen zu können, welche Suizid oder Exit als ihr Lebensende gewählt haben.

Oft hörte ich, dass Suizid nie der richtige Weg sei. Und ja, soweit ist dies auch stimmig, es gäbe immer einen Weg, dies nicht zu tun.

Suizid – oder das Leben vor seinem «Ablaufdatum» zu beenden, kann für ein Familiensystem sehr einschneidende Veränderungen und fortlaufende Thematiken mit sich bringen.

Einerseits sind es die Hinterbliebenen, welche keine Antworten auf ihre Fragen finden können, sich mit Schuldzuweisungen und Selbstverschuldungen den Kopf zermartern um schlussendlich allein im Kreis der nicht endenden Last der Gefühle stecken zu bleiben.

Für die Person, welche keinen anderen Ausweg als den Freitod gesehen hat, kann es ebenfalls auf der anderen Seite zu Komplikationen kommen. Es kann sein, dass sie wie in einer Zwischenebene stecken bleibt. Achtung, «es kann sein» möchte ich betont haben. Ich habe auch schon erlebt wie Seelen, trotz Suizid, auf dem direkten Weg ins Licht gingen.

Die Gründe hierfür sind vielschichtig.

Einerseits wäre ihre Zeit noch nicht gekommen. Im Diesseits nahm ihr die Hoffnungslosigkeit die Kraft um weiter zu Leben und im Jenseits ist es das fehlende Vertrauen, um den neuen Weg zu sehen und zu gehen. Der Hilfe aus der geistigen Ebene, steht die Angst der (Selbst)-verurteilung gegenüber. Die Person konnte im Diesseits keine Hilfe sehen, sie war in ihrer Isolation allein. Die Annahme von Hilfe im Jenseits gleicht daher auch einem in sich geschlossenen Prozess.

Andererseits spüren Suizidopfer das Klammern und Leiden von den Zurückgelassenen, durch und wegen ihrem Entscheid, diesem Leben ein unwiderrufliches Ende gesetzt zu haben. Dies bringt wiederum mit sich, dass es schwierig für sie ist, unsere Ebene loszulassen und weiter zu gehen.

Schuldzuweisungen und Eigenverschuldung sind sehr vernichtende Wörter. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist es auf beiden Seiten wichtig auch sich selber zu vergeben. Es braucht viel übergeordnetes Verständnis und bedingungslose Liebe durch alle Ebenen hindurch, um Loslassen zu können und die Wege aller Beteiligten zu respektieren und frei zu geben.

Auch in der Kirche betet und bittet man mit Fürbitten für die Verstorbenen. Das Beten und Bitten bringt Erkenntnis und den eigenen geistigen Frieden. Die uns allen zuteilkommende Hilfe aus Gottes Ebenen, bringt Heilung.

Es gibt auch Seelen, die sich z.B. wegen einer unheilbaren Krankheit das Leben nehmen und dann bewusst in der Zwischenebene verweilen, bis ihre Liebsten auch in die geistige Ebene wechseln. Auch mit Bitten, Beten und telepathischen Gesprächen, lassen sie sich nicht davon abbringen, hier zu warten.

Hier ein Beispiel als ich nach einem Besitzerwechsel in ein Haus gerufen wurde, in welchem es zu spuken schien: ein Verstorbener fing an Unruhe zu stiften, weil – aus seiner Sicht – Fremde in seinem Haus Veränderungen vornahmen und seine Frau weg-, respektive ins Altersheim umgezogen war. Wie solche Situationen durch Verstorbene Blockaden, Stromausfälle, Verwirrtheit und Ärger verursachen können, glaubt mancher erst, wenn er es selber erlebt hat. Trotz Versuchen, liess sich die Seele des Verstorbenen nicht zum Gehen bewegen. Fortan respektierte er aber die neuen Besitzer. Er gab mir die Antwort: ich verlasse dieses Haus erst, wenn meine Frau auch kommt.

Als die Frau dann einige Jahre später im Altersheim verstarb, stand er plötzlich neben mir, um sich zu verabschieden.

Exit – wer diesen Weg wählt, kommt um tiefgreifende Überlegungen und Gespräche mit sich selber und dem Institutionsapparat rund um Exit nicht herum. Vom Mut zum Wollen, zur Klarheit zum Gehen. Bis hin zum Planen und Mitgestalten des eigenen Todeszeitpunkts unter Berücksichtigung der Gesetze zur Absicherung…

Als ich vor vielen Jahren durch meine eigene Mutter, mit dem Thema Exit in direkter Verbindung ihr gegenüber, Stellung nehmen musste – oder durfte? Lernte ich (zufällig?), ziemlich zeitgleich, hier in der Schweiz eine Frau kennen, welche in England eine eigene Jenseits-Medienschule hat.

Ich liess mir die Gelegenheit nicht entgehen und sprach sie direkt auf meine Bedenken zu Exit an. Ihre Antwort war so einfach und klar: Wenn sich eine Seele zur Verfügung stellt, diese Lernaufgabe durchzugehen, dann tut sie das nie nur für sich. Es ist ein Prozess der Liebe für das ganze Familiensystem.

Im Laufe der Jahre wurde mir klar, Heilung entsteht durch die Annahme dessen was ist und durch die Vergebung für alle Beteiligten. Es ist die Erkenntnis der allumfassenden Liebe.

Meine Mutter konnte schlussendlich nicht zu Exit gehen, weil ihre Erkrankung dies von Gesetzes wegen nicht zuliess. Obwohl sie nie so von dieser Welt gehen wollte, muss sie nun durch diesen – für sie unhaltbaren – Krankheitsprozess hindurch. Den irdischen Zerfall mit ansehen zu müssen, ist nicht immer einfach. Doch die Einblicke in den Lernprozess der Seele, welche wir von aussen miterleben dürfen, hinterlassen eindrückliche Spuren auch für unser Reifen.

Ein Herz steht still, wann Gott es will.

Auch wenn zu jedem Krankheitsbild durchaus Lichtblicke und wertvolle Momente dazugehören, bete ich für sie, dass sie von ihrem Leidensweg erlöst werden möge – und bald in die geistigen Ebenen eintreten darf.

Wir sind somit wieder bei der anfangs gestellten Frage: Muss man zwingend Leben müssen?